Gefallensystem

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Ein zentrales Instrument des Austauschs der Gesellschaft stellt das Gefallensystem dar. Gegenseitige Unterstützung, Hilfe, Gefälligkeiten und die daraus resultierenden Schulden begründen Aktionen, Handlungen und Motivationen der Figuren.

Je nach Ausmaß der gewährten Fürsprache oder Unterstützung wird von kleinen, mittleren und großen Gefallen gesprochen. Umfassende Leistungen können sogar eine Lebensschuld begründen. Darüber hinaus klassifiziert sich ein Gefallen auch über den jeweiligen Status von Gläubiger und Schuldner. Beispielsweise ist ein ausstehender kleiner Gefallen bei einem Ahnen mehr wert als ein kleiner Gefallen bei einem Neonaten.

Das Gefallensystem ist ein Sumpf von Absprache, Schacherei, Verpflichtung und Einforderung. Jeder Kainit kennt die undurchsichtige Verbindlichkeit dieses Systems. Kein Kainit vergisst seine Schulden oder die Schulden, die seitens anderer noch offen stehen – auch über Jahre und Jahrhunderte nicht. Wer das System über die Maße beugt oder beispielsweise Schulden zu unterschlagen versucht, wird früher oder später Konsequenzen spüren.

Schulden und sich hieraus ableitende Verbindungen zwischen Personen werden öffentlich abgehandelt oder diskret vereinbart. Dies ist von der Situation, vom Gegenstand der Verhandlung und den Beteiligten abhängig. Bei der Vereinbarung der Wertigkeit eines Gefallens sind Wucherei beim Gläubiger und dreistes Drücken beim Schuldner gleichermaßen nicht gern gesehen.

Wann bestehende Schulden eingefordert werden, obliegt dem Gläubiger. Für den Schuldner ist es zumeist nicht angenehm, unvorbereitet und abrupt in die Pflicht genommen zu werden, doch das eherne Gefallensystem lässt kaum bis keine andere Wahl.

Gefallen können auch interpersonell verschoben werden. So ist es beispielsweise möglich, dass als Bezahlung für eine erhaltene Unterstützung in der (vereinbarten) Größenordnung eines mittleren Gefallens das Abtreten einer noch verfügbaren Schuld in Höhe eines mittleren Gefallens eines eigentlich in dieser Causa unbeteiligten Dritten dient. Der Schuldner, dessen Schuld nun von dem einstigen Gläubiger an einen anderen übergeht, ist jedoch zwingend über die Weitergabe seiner Schuld zu informieren.

In verquerer Art und Weise können bestehende Schulden sogar als Schutz dienen. Wenn ein Kainit viele noch ausstehende Schulden angehäuft hat, gibt es eine entsprechend große Anzahl Personen, die diesen Kainiten als ihr Kapital betrachten und nur ungern missen möchte. Andersherum mag natürlich auch das Interesse aufkommen, einen Gläubiger "durch einen tragischen Unfall" aus dem Weg zu räumen, möchte ein Schuldner seine ausstehenden Gegenleistungen umgehen - dies stellt aber ob der Risiken eines solchen Unterfangens nur in besonders kritischen und gravierenden Schuldverhältnissen eine Option dar.

Gefallen und Schulden sind eine Ehrensache. Selbst der verfallenste und niederträchtigste Charakter kennt die Verbindlichkeit dieses uralten Systems. Ein vernünftiger Umgang mit Gefallen und Schulden beeinflusst den gesellschaftlichen Stand und die Reputation eines Charakters.